05.04.2018

Elektromobilität und Betriebshofmanagement

Auszug aus Verkehr + Technik, Ausgabe April 2018

Das Umrüsten auf alternative Antriebstechnologien – und zwar ohne den laufenden Betrieb zu gefährden – ist die Mammutaufgabe der Gegenwart für viele ÖPNV-Betriebe. Insbesondere elektrobetriebene Fahrzeuge schaffen es zunehmend auf die Straßen. Doch mit der Anschaffung neuer Flotten allein ist es nicht getan. Die Herausforderung liegt viel mehr in der notwendigen Entwicklung eines neuen Gesamtsystems, das auch den Aufbau einer entsprechenden Infrastruktur umfasst. Insbesondere das Lademanagement beziehungsweise die Reichweitenproblematik von E-Fahrzeugen kommen hierbei zum Tragen und erfordern nicht zuletzt auch auf Elektromobilität ausgerichtete Betriebshofmanagementsysteme. Intelligente Erweiterungen praxiserprobter Lösungen können Unternehmen bei der Umrüstung ihrer Betriebshöfe enorme Vorteile verschaffen.

Unternehmen, die zukünftig auf Elektromobilität setzen wollen, müssen neben der Umrüstung ihrer Fahrzeugflotten vor allen Dingen auch ihre betrieblichen Abläufe anpassen.
Damit einher geht das Aufbrechen traditioneller Strukturen, welche durch eine klare Trennung der verschiedenen Bereiche gekennzeichnet waren. Doch die beiden zentralen Aspekte für das Management einer Elektroflotte (eFlotte) – das Lademanagement sowie die Energieversorgung – bedingen einander und fordern maßgebliche Veränderungen beziehungsweise eine Vernetzung der verschiedenen Planungs- und Versorgungsabläufe eines Betriebshofs. Ratsam ist die Umstellung auf Basis eines Stufenmodells, das eine sukzessive Umrüstung des Betriebshofs sowie der Flotten und nach und nach eine Optimierung nach ökonomischen und ökologischen Gesichtspunkten vorsieht.
Hinsichtlich des Lademanagements werden aktuell noch immer das Laden im Depot („Overnight Charging“) und das Laden entlang der Strecke („Opportunity Charging“) als alternative Lösungsansätze diskutiert. Mittlerweile sind sich jedoch immer mehr Experten einig, dass ein Laden im Depot in Kombination mit smarten Lösungen eines BMS dem „Opportunity Charging“ vorzuziehen ist. Denn dies bedeutet einen geringeren baulichen und logistischen Aufwand als die Ausrüstung zahlreicher Haltestellen im städtischen Gebiet mit der erforderlichen Ladetechnik. Nicht zuletzt aufgrund der zu erwartenden, schnellen Fortschritte in der Batterietechnik und immer größeren Reichweiten ist diese daher auch aus der Langfristperspektive als die ökonomischere Variante einzustufen.

Neben baulichen Veränderungen der Betriebshöfe setzt die Umrüstung vor allem auch Prozessanpassungen bei der Disposition und Umlaufplanung voraus. Maßgeblich bei der Erweiterung der vorhandenen Systeme sind insbesondere Lösungen, welche schnell auf Störungen beziehungsweise Veränderungen reagieren können um frühere Engpässe wie lange Durchlaufzeiten oder Stillstände zu vermeiden.  Denn das übergeordnete Ziel ist es auch zukünftig, automatisiert stets die nächsten Umläufe mit Fahrzeugen zuverlässig besetzen zu können. [...]

Zeitschrift Verkehr+Technik